Umgang mit Informationen

Wir sind ständig von Informationen umgeben. Wir sprechen mit KollegInnen, lesen Nachrichten, schauen uns die Werbung in der U-Bahn an, scrollen durch Social Media, ... Im Alltag ist unser Gehirn dauerhaft mit Reizen konfrontiert. Doch wie nehmen wir diese auf und welche Auswirkungen haben diese auf unser Gehirn und unsere Leistungsfähigkeit? Um diese Fragen zu beantworten, ist es sinnvoll einen Blick auf die Funktionsweise unseres Gehirns zu werfen.

Inhaltsverzeichnis

 

Wie nehmen wir Informationen auf?

Unser Gehirn ähnelt in seiner Funktionsweise einem Computer. Das Unterbewusstsein ist hierbei die Festplatte des Computers. Sie speichert Gedanken, Bilder, Worte, Gespräche und vieles mehr. Würden wir alle diese Reize bewusst wahrnehmen, wäre unsere gesamte Gehirnkapazität belegt. Aus diesem Grund benötigen wir einen Filter. Diese Rolle übernimmt unser Verstand.

Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, nutzt der Verstand zwei zentrale Strukturen: Die Aufmerksamkeit und die Gedanken. Richtet unser Verstand die Aufmerksamkeit beispielsweise auf die Arbeitskollegin, die gerade vom Chef wegen einer Frist zur Eile angetrieben wird, dann wird diese Information in den Fokus gerückt – wir nehmen das Gesagte bewusst wahr und bewerten die Situation.

An diesem Punkt kommt die zweite Struktur des Verstandes ins Spiel: Die Gedanken. Mithilfe unserer Gedanken können wir Situationen einschätzen. Wir bewerten, ob die Situation für uns positiv oder negativ ist, und leiten daraus mögliche Handlungsoptionen ab. Dies geschieht aufgrund der aktuellen Informationen, die wir aus den Situationen erhalten. Gleichzeitig werden aber auch frühere Ereignisse und Erlebnisse herangezogen, um eine möglichst gute Bewertungsgrundlage zu schaffen.

Je nach Bewertung folgen auf die Gedanken Emotionen.

Beispiel: Sie lesen einen Text über den Zusammenhang von Denken und Fühlen. Sie bewerten dies mit: „Klar, dann bin ich ja selbst schuld, wenn es mir nicht gut geht. Ich denke dann wohl falsch. Aber ich werde es nie schaffen, anders zu denken.“ Im Anschluss werden Sie sich deprimiert und enttäuscht fühlen. Wenn Sie den Text hingegen mit folgenden Gedanken bewerten: „Was soll der Quatsch? Die machen es sich ja einfach. Wo ist da der wissenschaftliche Hintergrund?“, dann werden Sie sich ärgerlich fühlen. Wenn Sie aber so bewerten: „Das wäre super, wenn ich mich dadurch emotional besser im Griff hätte.“, dann wären Sie neugierig und zuversichtlich. In ein und derselben Situation können wir also auf unterschiedliche Arten reagieren und fühlen.

Das heißt konkret: Unser Gehirn nutzt die Aufmerksamkeitslenkung und unsere Gedanken, um gezielt Informationen zu filtern. So können wir entscheiden, welche Informationen für uns persönlich relevant und wichtig sind.

 

Die Macht unserer Gedanken

Ist die Entscheidung zwischen wichtig und unwichtig getroffen worden, erfolgt eine Bewertung der Situation. Je nach Bewertung folgen – wie oben beschrieben – Emotionen. Wird eine Situation als negativ bewertet, empfinden wir Emotionen, wie Ärger, Traurigkeit oder Enttäuschung. Bewerten wir die Situation aber als positiv, werden Emotionen, wie Freude, Zufriedenheit oder Neugier aktiviert.[1]

 

 

Unsere Gedanken haben damit einen Einfluss auf unsere körperlichen Empfindungen, unsere Emotionen und Gefühle. Gleichzeitig hängen unser Verhalten und unsere Gefühle davon ab, wie wir Geschehenes bewerten und einschätzen.

 

 

Warum reagieren wir stärker auf positive als auf negative Reize?

Den Grund hierfür finden wir in der Evolution. Über Jahrmillionen war das tagtägliche Ziel jedes Menschen zu überleben. Und genau dabei hat uns die Fokussierung auf negative Reize geholfen. Wir reagieren daher auf negative Informationen doppelt so stark als auf Positive.

Hierbei fungiert unser Gehirn wie ein Muskel. Zwar reagiert unser Gehirn stärker auf negative Stimuli als auf positive, doch kann es durch Training verändert werden. Lenken wir unsere Aufmerksamkeit gezielt auf das Positive im Leben, werden die neuronalen Verknüpfungen, die mit positiven Erfahrungen verknüpft sind, häufiger stimuliert. Diese Verknüpfungen werden somit immer stärker, während neuronale Verknüpfungen, die mit negativen Erfahrungen verbunden sind, abgebaut werden.

 

Fakten, Meinungen, Befürchtungen – eine Abgrenzung

Jede Person wird von den Informationen, die sie aufnimmt, beeinflusst. Aus diesem Grund ist es wichtig darauf zu achten, welcher Art von Informationen wir uns aussetzen. Denn je nach dem, wie die Informationen verpackt werden, lösen diese unterschiedliche Emotionen in uns aus.

Fakten, Meinungen und Befürchtungen. Der Unterschied scheint auf den ersten Blick klar. So sind Fakten objektive Tatsachen, wohingegen Meinungen und Befürchtungen subjektive Einschätzung sind, die die individuellen Beweggründe und Emotionen des Sprechers/der Sprecherin ausdrücken. Der Unterschied scheint offensichtlich. Doch im Alltag werden Befürchtungen und Meinungen oftmals nicht klar deklariert, sondern mit Fakten vermischt.

Ein Beispiel: „Wir werden im Winter sicher XY benötigen.“ Auf den ersten Blick scheint diese Aussage eine objektive Tatsache zu sein.

Aber Vorsicht: Fakten liegen immer in der Vergangenheit oder der Gegenwart. Wir können nicht sicher vorhersagen, was in der Zukunft passieren wird. Schauen wir uns die Aussage also genau an, bemerken wir, dass hier eine Befürchtung ausgedrückt wird, die jedoch als Fakt getarnt wird, indem eine Gewissheit postuliert wird, die nicht vorhanden ist.

Durch dieses Verdrehen von Fakten und Befürchtungen werden Sorgen und Ängste geschürt, da die negativen Folgen unveränderlich erscheinen. Die Zukunft erscheint als Worst-Case-Szenario, welches wir nicht verändern können. Verstehen Sie mich nicht falsch, natürlich ist es möglich und auch sehr wahrscheinlich, dass die Zukunft Herausforderungen bereithält. Doch um diesen kompetent zu begegnen, hilft es nichts, sich in Zukunftsszenarien zu verstricken. Denn sind die Informationen, die wir aufnehmen geprägt von Angst und Sorgen, werden auch unsere Emotionen Angst und Sorge sein. Richten wir hingegen den Fokus darauf, was wir verändern und bewältigen können, führt dies zu positiven Emotionen und einer positiven Grundhaltung.

Wie wir uns fühlen und verhalten, hängt davon ab, wie wir Geschehenes bewerten und einschätzen.

Aus diesem Grund ist es notwendig, Worst-Case-Szenarien zu hinterfragen, und zu überlegen, ob es nicht möglicherweise doch noch ein anderes positiveres Szenario gibt.

 

Wie können Sie effizient mit Informationen umgehen?

Uns allen ist bewusst, dass eine gesunde Ernährung wichtig für den Körper ist - daher sollte es nachvollziehbar sein, dass eine gesunde geistige Ernährung wichtig für unseren Verstand und unser mentales Wohlbefinden ist.

Wir sind selbst verantwortlich für unser Verhalten, unsere alltäglichen Routinen und damit auch für die Nutzung von Informationen. Eine gesunde und effiziente Nutzung von Informationen beginnt bei uns und bei der Frage, welche Informationen wir bekommen und konsumieren wollen.[2]

Der erste Schritt zur gesunden und effizienten Nutzung von Informationen ist daher die Bestandsaufnahme.

In dieser Phase gilt es, sich einen Überblick zu verschaffen

  • Welche Informationsquellen nutze ich und wann nutze ich sie?

 

Berücksichtigen Sie dabei alle Informationsquellen und sind Sie ehrlich zu sich selbst (E-Mails, Push-Benachrichtigungen, Nachrichten-sendungen, Radio, Fernsehen, ...).

 

Entscheidungen treffen

Es folgt die Phase der Entscheidung

  • Welche Informationsquellen möchte ich weiter nutzen und welche nicht?

In dieser Phase kann die Beantwortung der folgenden Fragen helfen, Informationen und deren Auswirkung auf unser Leben einzuschätzen:

  • Welche Vor- bzw. Nachteile habe ich durch die Informationen?
  • Sind die Informationen für mich relevant?
  • Bereichern diese Informationen mein Leben?
  • Wie fühle ich mich nach dem Konsum der Informationen?
  • Wie viel Zeit möchte ich auf das Lesen der Informationen verwenden?
  • Wie viel Zeit möchte ich pro Tag für die Informationsgewinnung investieren?

 

In der dritten Phase geht es darum, die gewonnene Zeit zu nutzen. Überlegen Sie sich, was Sie gerne mit der zusätzlichen Zeit machen würden, und nutzen Sie die frei gewordene Energie und Kraft für Dinge, die ihr Leben bereichern.

 

Fazit

Jede Person wird von den Informationen, die sie aufnimmt, nachhaltig geprägt. Konkret heißt dies: Sind die Informationen, mit denen wir uns beschäftigen, geprägt von Stress und Sorgen, werden auch unsere Gedanken mit Stress und Sorgen gefüllt sein. So werden wir in herausfordernden Situationen eher mit Angst, Sorge oder Wut reagieren.

Wer sich im Gegensatz dazu auf das Positive besinnt, dankbar und mit Zuversicht durchs Leben geht, schafft Strukturen, die ihm zu einer positiven Grundeinstellung verhelfen. Diese Einstellung kann in herausfordernden Situationen genutzt werden, um mit diesen lösungsorientiert umzugehen.[3]

Denn, was wir erinnern, verändert unsere Erwartungshaltung, Glaubenssätze, Handlungsstrategien und unsere Stimmung.[4]

 

 

Literaturverzeichnis

[1] Vgl. Brorson, H.: Keine Chance den Grübelviren: Wie man negative Gedanken austrickst. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2019, S.6f.

[2] Vgl. Pizzecco, T.: Mensch bleiben im digitalen Chaos: Wie Smartphone und Co. unser Leben belasten und was wir dagegen tun können. Bozen: Athesia Buch GmbH, 2019, S. 152.

[3] Vgl. Heimsoeth, A.: Chefsache Kopf: Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz. Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2015, S.26.

[4] Vgl. Heimsoeth, A.: Chefsache Kopf: Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz. Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2015, S.26.

 

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