Stimmig klingen

Die menschliche Stimme ist das wohl ausdruckstärkste Mittel, das uns in der Kommunikation zur Verfügung steht. Denn, der Klang unserer Stimme spricht Bände über unsere aktuelle Stimmung und noch viel wichtiger, über die Gefühle, die wir unseren Mitmenschen gegenüber hegen.

Durch unsere Stimme drücken wir unsere Persönlichkeit aus: Sie ist unsere klingende Visitenkarte.

Was im Herzen und im Kopf vorgeht, spiegelt sich in der Regel in der Stimme wider. Wer deshalb lernt, den Klang der Stimme richtig zu interpretieren, wird sich in der Zusammenarbeit und im Zusammenleben mit Menschen leichter tun.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Die wohlklingende Stimme

Suchen wir nach einer Definition für eine wohlklingende Stimme, stoßen wir auf einen überraschenden Konsens: Klar, melodiös, warm, eher dunkel, lebhaft, nicht zu laut und nicht zu leise, wohldosiert in Tempo und Intensität, dem Inhalt angemessen.

Angst, aber auch leichte Gefühle der Unsicherheit führen zu Anspannung der Muskeln und damit zu einer Verengung der Resonanzräume – das führt meist zu einer erhöhten Stimme. Die Stimme bricht, klingt gepresst und hell.

Dagegen führen Gefühle der Sicherheit und des Wohlbefindens zu Entspannung und einer Erweiterung der Resonanzräume und damit zu einer überzeugenden und souveränen Stimme.

Eine wohlklingende Stimme hängt daher von der gesamten Ausdrucksweise eines Menschen ab. Sind Körper, Geist und Emotionen im Gleichgewicht, beeindruckt die eigene Stimme durch Authentizität.

 

Der Weg zur optimalen Stimmgestaltung

Die Stimme erreichen wir am besten über Umwege. Sie lässt sich auch durch  Körperhaltung, Gestik & Mimik, aber auch durch die Atmung beeinflussen. Alle genannten Faktoren beeinflussen unsere Körperspannung und beeinflussen damit indirekt auch unsere Stimmung und unsere Stimme.

Überzeugende RednerInnen machen sich meist eine Reihe intuitiv ergriffener Maßnahmen zu Nutze, die der eigenen Stimme den optimalen Rahmen geben. Einige dieser Maßnahmen wollen wir Ihnen an dieser Stelle vorstellen:

 

Die Macht des Atems

Ihr Atem reagiert auf jeden Gedanken, jede Emotion und jede Gefühlslage. Angenehme Gedanken lassen uns tief einatmen, während Stress eher kurzatmig macht. Sicher ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie nach anstrengenden Gesprächen den Raum verlassen und erst einmal tief ein- und wieder ausatmen. Auch gehen wir oftmals nach einem langen Arbeitstag zur U-Bahn oder zum Bus und seufzen erleichtert. Der Mensch hat mit der Atmung eine optimale Möglichkeit, um Stress und Anspannung im Körper zu reduzieren.

 

Übung: Stoßseufzer

Ziehen Sie beim Einatmen die Schultern so weit wie möglich nach oben, schließen Sie die Augen und lassen Sie die Schultern mit einem gut hörbaren Seufzer fallen: „Ahhhh!“.

 

Die Energie des Körpers nutzen

Unser gesamter Körper fungiert beim Sprechen als Klangraum. Um einen fließenden Atem und eine gute Klangverstärkung zu erzeugen, ist es daher notwendig, aufrecht, aber entspannt zu stehen oder zu sitzen. Die Knie sind im Stehen leicht gebeugt, Beckenboden, Bauch und Schultern sind locker und der Kopf ist angehoben: Aus dieser Haltung heraus können Sie mit voller Souveränität und Präsenz sprechen.

 

Übung: Stehendes Pendel

Stellen Sie sich aufrecht hin, die Knie sind leicht gebeugt und die Füße stehen etwa hüftbreit auseinander. Schließen Sie die Augen und schwanken Sie mit Ihren Körper wie ein „stehendes Pendel“ hin und her. Vor und zurück, dann nach rechts und nach links. Gleichgewicht halten heißt, um den Schwerpunkt pendeln. Nach jedem Ausschlag kommen Sie zur Mitte zurück, damit Sie nicht umfallen.

 

Stimmmelodie gezielt verwenden

Setzen wir unsere Stimmmelodie gezielt ein, können wir nicht nur unsere ZuhörerInnen mitreißen, sondern auch Emotionen und Gefühle wecken. Wir können begeistern, freudvolle Neuigkeiten verbreiten oder auch Trauer oder Angst zum Ausdruck bringen.

Je nach Sprechsituation ist eine unterschiedliche Dosierung der Stimmmelodie angebracht. Die wichtigste Regel ist: Gesagtes wirkt glaubhaft, wenn Inhalt und Stimmmelodie zusammenpassen. Möchten Sie Ihr Team motivieren, sollten Sie den gesamten Spielraum Ihrer Stimme ausnutzen. Eine große Variabilität in der Stimme vermittelt Freude und Begeisterung. Wollen Sie hingegen die neuesten Verkaufszahlen darstellen oder Informationen teilen, ist eine geringere Dosierung der Stimmmelodie angebracht. Dies vermittelt Sachlichkeit.

 

Übung: Sprechmelodie durch lautes Lesen üben

Suchen Sie sich einen Zeitungsartikel oder eine Kurzgeschichte aus einem Buch heraus. Lesen Sie diese laut vor. Versuchen Sie es so vorzulesen, dass es andere begeistern würde und sie die Inhalte spannend finden. Machen Sie sich dann Gedanken, was Sie gelesen haben und welche Informationen Sie daraus besonders wichtig finden. Versuchen Sie nun den gelesenen Text frei zu formulieren und bringen Sie Aspekte der Begeisterung in Ihre Stimme.

 

Betonungen optimal einsetzen

In der Spontansprache betonen wir meist „richtig“. Wir heben genau das hervor, was uns wichtig erscheint. Wir betonen genau die Wörter, die den Kerngedanken unserer Aussage enthalten. Unwichtigeres packen wir in eine Nebenaussage, die wir beiläufig, untergeordnet und schmal sprechen.

Sind wir jedoch aufgeregt oder angespannt, kann es passieren, dass wir ungenau, schnell und ohne Betonungen sprechen. Es entsteht ein Singsang, der den Hörer/die Hörerin verunsichert. Die Betonung ist daher ein essenzielles Mittel, um sich die Aufmerksamkeit der ZuhörerInnen zu sichern. Wird zu wenig betont, schalten die ZuhörerInnen ab, da sie dem Inhalt nur schwer folgen können.

Betonungen können beispielsweise durch Dehnungen, kurze Pausen, eine Veränderung der Lautstärke oder durch Gestik erfolgen.

 

Übung: Betonungen variieren

Betonen Sie in den folgenden Sätzen, jeweils das GROSS geschriebene Wort und probieren Sie unterschiedliche Möglichkeiten der Betonung aus.

  • Wie konnte mir das wieder passieren?
  • WIE konnte mir das wieder passieren?
  • Wie KONNTE mir das wieder passieren?
  • Wie konnte MIR das wieder passieren?
  • Wie konnte mir DAS wieder passieren
  • Wie konnte mir das WIEDER passieren?

 

 

Wie hören mich andere? – Den eigenen Stimmklang kennenlernen

Vermutlich kennen Sie die Situation: Sie hören sich eine Sprachnachricht an, die Sie versendet haben und erschrecken im ersten Moment vor dem Klang Ihrer eigenen Stimme. Doch woran liegt es, dass uns unsere Stimme – obwohl wir sie doch den ganzen Tag hören –auf Tonaufnahmen so fremd vorkommt?

Der Grund hierfür liegt in unserem Körper. Unser Körper fungiert bei der Stimmproduktion als Klangkörper. Das heißt, wir erzeugen den Stimmklang in uns selbst und hören unsere Stimme daher von innen und außen gleichzeitig.

Andere Menschen hören uns dagegen nur von außen. Deshalb kommt uns unsere eigene Stimme ungewohnt vor, wenn wir diese beispielsweise auf Anrufbeantwortern hören. Um uns  daran zu gewöhnen, wie andere uns hören, kann die folgende Übung helfen:

 

Übung: Abstehende Ohren

Legen Sie die Hände hinter die Ohren und biegen Sie Ihre Ohren sachte im 90 Grad-Winkel nach vorne. Sprechen Sie nun und hören Sie, wie sich Ihre Stimme anhört.

 

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