Die Anforderungen an einzelne MitarbeiterInnen und Teams steigt aufgrund des globalen Wettbewerbs immer weiter an. Von Teams und Abteilungen wird häufig erwartet, dass sie sich und ihre Arbeitsleistung kontinuierlich verbessern. Doch häufig ist der Arbeitsalltag geprägt von überkochenden Emotionen, Streit und Machtgerangel und viele Führungskräfte und Teammitglieder fragen sich, wie sich aus den unterschiedlichen Mitarbeitenden ein funktionierendes Team entwickeln soll.
Trotz dieser auftretenden Schwierigkeiten sind viele ArbeitgeberInnen von Teamarbeit überzeugt und erhoffen sich dadurch zentrale Vorteile für die Zusammenarbeit:
Teamarbeit soll die Produktivität steigern, da durch gute Zusammenarbeit und Kommunikation Zeit eingespart werden wird. Weiter soll das Team durch die Zusammenarbeit in der Lage sein, für Herausforderungen und Probleme kreative Ideen und Lösungen zu generieren. Außerdem verspricht die Arbeit im Team eine Erhöhung der Motivation bei den Mitarbeitenden, da diese sich mit der Aufgabe und dem Erfolg des eigenen Teams identifizieren und daher effektiver und effizienter zusammenarbeiten.
Doch nicht nur die ArbeitgeberInnen sehen in der Teamarbeit Vorteile. Aus der Studie zum Happiness Index 2019 geht hervor, dass ein Großteil der deutschen ArbeitnehmerInnen von den positiven Effekten der Teamarbeit überzeugt sind.
82% der deutschen Befragten bejahten Aussagen wie „Teamarbeit macht meine Arbeit angenehmer“ oder „Teamarbeit steigert meine Produktivität“. Deutsche bewerten die Arbeit im Team damit positiver als andere europäische Nachbarländer, wie beispielsweise Großbritannien oder Frankreich (Wrike, 2019).
Trotz dieser positiven Grundhaltungen erzielt Teamarbeit nicht immer den gewünschten Effekt. Termine werden nicht eingehalten, Informationen werden unvollständig weitergegeben oder die Teammitglieder reden mehr übereinander als miteinander. Treten diese Probleme auf, ist der erste Streit vorprogrammiert, die Arbeitsleistung des Teams sinkt und die Teamleitung fragt sich häufig: „Was ist schiefgelaufen und was kann ich jetzt tun, um das Team leistungsfähig zu machen?“
Bruce Tuckman hat sich bereits in den 1960ern mit dem Thema der Teambildung beschäftigt und das Modell der Teamphasen entwickelt, dieses wird häufig auch Teamuhr nach Tuckman genannt. Das Phasenmodell unterteilt den Teambildungsprozess in fünf Phasen und gibt gleichzeitig Handlungshinweise, wie das Team in der jeweiligen Phase optimal unterstützt werden kann. Ursprünglich beinhaltete das Modell nur vier Phasen. Später wurde die Adjourning-Phase, die Auflösungsphase, ergänzt.
Das Modell ist nützlich, um den aktuellen Stand des Teams einzuschätzen und um das Team zielgerichtet in die nächste Phase zu führen.
In der ersten Phase, dem Forming, steht das Kennenlernen im Fokus. Der Umgang untereinander ist höflich, zurückhaltend und vorsichtig. Die Teammitglieder kennen sich noch nicht. Zudem fehlen häufig noch klare Ziele, Strukturen und Arbeitsprozesse, daher ist die Leistungsfähigkeit in dieser Phase eher gering.
Ziel dieser Phase ist, dass sich die MitarbeiterInnen kennenlernen und beginnen, erste Regeln für die gemeinsame Zusammenarbeit aufzustellen. Hierbei ist wichtig, dass das Team nicht zu lange in dieser Phase verweilt, dies kann durch gute Planung von Auftaktveranstaltungen und Warm-ups gewährleistet werden.
In der Stormingphase ist es vorbei mit Freundlichkeit. Die ersten Konflikte entstehen. Diese dienen dazu, Machtstrukturen und Rollen zu erproben. Hinzukommt, dass die Arbeitsaufgabe häufig komplizierter ist, als ursprünglich angenommen. Aufgrund dieser Schwierigkeiten kommt es zu weiteren Konflikten und häufig auch zu Grüppchenbildung und unterschwelligen Spannungen.
Die Stormingphase kann am besten überwunden werden, wenn Konflikte nicht übergangen und ignoriert werden, sondern, wenn diese offen angesprochen werden. Die Teamleitung hat demnach eine schlichtende Funktion.
In dieser Phase ist es wichtig, dem Team Raum zu geben, um gemeinsam über Probleme, Schwierigkeiten und Konflikte zu sprechen. Wichtig ist hierbei, dass die Teamleitung die Stormingphase nicht zu stark nach ihren eigenen Vorstellungen lenkt und dass bei Diskussionen die etablierten Regeln eingehalten werden.
Die Teammitglieder haben ihre Rollen gefunden und nutzen die, in der Stormingphase erworbene Offenheit, um Konflikte zu lösen und Prozesse auszudifferenzieren. Es wird offen kommuniziert und diskutiert. Diese Offenheit ist sehr positiv, kann sich aber auch in offen angesprochenen Konflikten äußern. Das Team arbeitet von Tag zu Tag lösungsorientierter. Zudem fördern erste Fortschritte im gemeinsamen Projekt den Teamgeist und das „Wir-Gefühl“. Die individuelle Motivation und die Produktivität der Teammitglieder steigt.
Die Performingphase zeichnet sich durch Produktivität, Effizienz und selbständige Arbeit aus. Das Team funktioniert, die personellen Probleme sind gelöst und die Rollen verteilt. Alle Teammitglieder kennen ihre Aufgabe und arbeiten nahezu reibungslos zusammen.
In dieser Phase ist der Aufwand der Zusammenarbeit gering, dafür nimmt das Teamgefühl zu: Der gemeinsame Umgang ist geprägt von Respekt und Wertschätzung. Jedes Teammitglied ist daran interessiert, gemeinsam die Projektziele zu erreichen.
Die fünfte und letzte Phase ist nicht immer für alle Teams relevant. Jedoch werden in Unternehmen Teams nach Beendigung ihrer Aufgabe häufig aufgelöst. Dieser Auflösungsprozess muss von der Teamleitung aktiv gestaltet werden, denn das Projektende kann bei den Teammitgliedern eine Bandbreite an Emotionen hervorrufen: Die einen freuen sich auf neue Projekte mit neuen Herausforderungen, andere sind traurig, dass die gemeinsame Arbeit endet und schauen möglicherweise mit Sorgen auf die bevorstehenden Aufgaben.
In dieser Phase ist es wichtig die vollbrachten Leistungen des Teams und der einzelnen Mitglieder zu würdigen und das Projekt somit angemessen abzuschließen.
Literaturverzeichnis
Wrike (2019): Wrike Happiness Index Team-Zusammenarbeit. Wichtigste Erkenntnisse in der Übersicht. Online verfügbar unter: https://cdn.wrike.com/image/__cdnu/doc_DE_Happiness_Index_Team_Zusammenarbeit.pdf [19.01.2022].
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