Wie wir kommunizieren, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise unserer Erziehung, dem Geschlecht, unserem Alter und dem Kommunikationsstil unserer Bezugspersonen, die uns in der Kindheit begleitet haben. Beeinflusst durch diese Faktoren entwickelt jede Person im Laufe des Lebens einen individuellen Kommunikationsstil, der durch verschiedene Kommunikationsmuster geprägt ist.
Friedemann Schulz von Thun beschreibt acht verschiedene Kommunikationsstile. Er betont dabei, dass diese nicht das gesamte Spektrum abbilden, sondern es sich hierbei um die acht Stile handelt, die am besten die abgrenzenden Kommunikationsmuster darstellen.
Jeder wird sich in jedem Kommunikationsstil in gewisser Weise wiederfinden – je nach Situation ist auch die Verwendung mehrerer Stile möglich. Welche Stile wir verwenden ist in jeder einzelnen Situation abhängig vom Kontext und dem Kommunikationspartner/der Kommunikationspartnerin.
Jedoch hat jede Person einen Hauptkommunikationsstil, dem er/sie sich zugehörig fühlt und in dem er/sie am meisten kommuniziert.
Schauen wir uns die einzelnen Kommunikationsstile einmal genauer an!
Der bedürftig-abhängige Kommunikationsstil ist ein Stil, der sich selbst als hilflos oder überfordert darstellt. Diese Selbstdarstellung gibt dem Gegenüber das Gefühl, er/sie müsse einspringen, helfen oder entscheiden – ansonsten geht die Welt des anderen unter.
Personen mit diesem Kommunikationsstil haben durch frühkindliche Erfahrungen die folgende Annahme verinnerlicht:
“Ich bin schwach und hilflos – alleine bin ich dem Leben nicht gewachsen!”
Die Botschaft: “Ich bin hilflos und überfordert!” wird oftmals nicht offen kommuniziert, sondern nonverbal übermittelt, beispielsweise durch einen hilflosen Blick oder unterwürfigen Tonfall, der dem anderen das Gefühl gibt, helfen zu müssen. Später werden durch den entstehenden Teufelskreis oft aus nonverbalen Bitten penetrante Forderungen.
Der helfende Kommunikationsstil ist komplementär zum bedürftig-abhängigen Stil, das bedeutet, dass sich die beiden Stile „ideal“ ergänzen. Personen, die den helfenden Stil verinnerlicht haben, ziehen Bedürftig-Abhängige regelrecht an. Sie wirken wie jemand, der in allen Situationen den richtigen Weg weiß. Sie sind bereit zuzuhören und Ratschläge zu geben. Sie setzten sich für andere ein, kümmern sich und strahlen dabei eine souveräne Stärke aus.
Personen mit diesem Kommunikationsstil haben durch frühkindliche Erfahrungen die Annahme verinnerlicht:
„Für mich ist es eine Katastrophe, schwach und bedürftig zu sein!“
Der selbstlose Stil hat Ähnlichkeiten mit dem helfenden Stil. Der Einsatz für andere ist seine Bestimmung. Der große Unterschied zwischen den beiden Stilen besteht jedoch in der inneren Haltung.
Während der Helfende seine starke und souveräne Seite in den Vordergrund rücken möchte, will der selbstlose Stil Gefühle von Schwäche und Hilflosigkeit vermeiden. Mit seinem Verhalten signalisiert der Selbstlose, dass er sich selbst für wenig wert und für bedeutungslos hält.
Personen mit diesem Kommunikationsstil haben die folgende Annahme verinnerlicht:
“Ich selbst bin unwichtig – nur im Einsatz für andere kann ich nützlich sein!”
Der aggressive-entwertende Stil ist der Gegenspieler zum selbstlosen Stil, dementsprechend behandelt der Aggressive-entwertende andere von “oben herab”.
Personen, die mit dem aggressiv-entwertenden Stil kommunizieren, beschuldigen und setzten den anderen bewusst herunter, indem sie auf dessen Fehlern und Schwächen herumhacken.
Der Aggressiv-entwertende sieht in jeder anderen Person einen Widersacher und handelt nach dem Grundsatz: “Ich mache dich zuerst fertig, bevor du es tust.” Ziel dieses Verhaltens ist es, Stärke und Unverletzlichkeit zu verkörpern, um damit sicherzustellen, dass niemand die eigene Verletzbarkeit erkennt.
„Ich bin nicht in Ordnung und mache alles falsch. Wenn das jemand merkt, dann werde ich verachtet.“, ist die innere Annahme, die der aggressiv-entwertende Stil in seiner Kindheit verinnerlicht hat.
Der sich beweisende Stil versucht ebenfalls, wie der Aggressive-entwertende seinen Selbstwert zu sichern. Der sich beweisende Stil versucht dies jedoch nicht durch das Herabsetzen anderer, sondern er stellt sich selbst als stark, leistungsfähig und ohne Fehler dar. Ständig muss er anderen seinen Wert beweisen, indem er ihnen beispielsweise erzählt, wie gut er in seinem Beruf ist.
Personen mit diesem Kommunikationsstil haben durch frühkindliche Erfahrungen die folgende Annahme verinnerlicht:
“Ich selbst bin nicht liebenswert – nur durch Leistung, verdiene ich Liebe und Anerkennung.”
Der Bestimmend-kontrollierende möchte seine Mitmenschen und seine Umgebung kontrollieren. Ist ihm dies nicht möglich, äußert sich der Kontrollverlust in Zorn oder Angst. Um diese Gefühle nicht spüren zu müssen und einem Kontrollverlust entgegenzuwirken, führt der Bestimmend-kontrollierende ein Leben, das streng nach Regeln, Ritualen und Normen organisiert ist.
Daher ist sein Kommunikationsstil geprägt von Ermahnungen und Verhaltenskorrekturen. Ähnlich wie beim aggressiv-entwertenden Kommunikationsstil werden somit die GesprächspartnerInnen abgewertet.
Ziel ist es hierbei die Umwelt und die Mitmenschen zu verändern und zu formen, damit diese in die Planung und Struktur des eigenen Lebens passen.
Bestimmend-kontrollierende haben die Annahme verinnerlich:
„[...] nur wenn ich mich an strenge Regeln halte, kann ich mich kontrollieren und kann ein anständiger Mensch sein!“
Dieser Kommunikationsstil möchte mit allen Mitteln Distanz schaffen. Dies zeigt sich oftmals auf verschiedenen Ebenen: Durch einen großen Schreibtisch wird räumliche Distanz geschaffen und reduzierte und wenig herzliche Gestik und Mimik halten GesprächspartnerInnen auch körperlich auf Abstand. GesprächspartnerInnen haben häufig das Gefühl, nicht richtig warm zu werden oder nicht wirklich gemocht zu werden. Aus diesem Grund wirkt der sich distanzierende Stil sehr schnell arrogant und abweisend.
Personen mit diesem Kommunikationsstil haben durch frühkindliche Erfahrungen die folgende Annahme verinnerlicht:
“Wenn ich mich öffne und jemand an mich heranlasse, dann besteht die Gefahr, dass ich verletzt werde!”
Im Gegensatz zu den beiden letzten Kommunikationsstilen möchte der mitteilungsfreudig-dramatisierende Stil viel von sich preisgeben. Im Leben dieses Stils ist immer etwas los und er erzählt auch gerne davon. Er steht gerne auf der Bühne und der Gesprächspartner/die Gesprächspartnerin wird damit zum Publikum.
Personen mit diesem Kommunikationsstil haben durch frühkindliche Erfahrungen die folgende Annahme verinnerlicht:
“Wie mir wirklich zumute ist, interessiert niemanden. Nur wenn ich mich […] in den Vordergrund spiele, werde ich beachtet.”
Sie haben nun die acht Kommunikationsstile nach Schulz von Thun näher kennengelernt und wahrscheinlich haben Sie sich oder Personen aus Ihrem Umfeld in den Stilen erkannt.
Woran erkennt man den eigenen Kommunikationsstil und den der anderen? Was bringt das Wissen der acht Kommunikationsstile im Alltag? Wie können entstehende Teufelskreise in der Kommunikation aufgelöst werden?
Im E-Learning Kommunikationsstile erhalten Sie die Antworten auf diese Fragen. Nutzen Sie bei Interesse das Kontaktformular oder buchen Sie ein Erstgespräch.
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