Hinter jeder Handlung steht eine Absicht. Das heißt, egal, ob wir miteinander sprechen oder ob wir etwas tun, alle diese Handlungen führen wir aus, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Dies wird besonders deutlich, wenn andere Personen anwesend sind.
Führen wir beispielsweise ein Gespräch mit einem Freund, möchten wir, dass das Gesagte bei unserem Gegenüber etwas bewirkt. Wir möchten möglicherweise erreichen, dass der Freund zuhört, antwortet, lobt, sich kümmert, Aufmerksamkeit schenkt oder uns in den Arm nimmt.
Formulieren wir unsere Absichten im Gespräch klar und deutlich, kommunizieren wir effektiv miteinander. Wir agieren kongruent mit uns, unserem Selbstwert und unseren Wünschen und akzeptieren gleichzeitig unseren Gesprächspartner/unsere Gesprächspartnerin mit ihren/seinen Wünschen und Einstellungen. Wir nehmen die Bedeutung der Kommunikation ernst, machen Abstraktes konkret und sprechen spezifisch, anstatt zu verallgemeinern. Ein „Ja!“ zur direkten und transparenten Kommunikation heißt, präsent im Augenblick zu bleiben, in Übereinstimmung mit der eigen inneren Wahrnehmung zu kommunizieren und Gefühle zu verbalisieren.
Stellen Sie sich die folgende Situation vor:
Sie arbeiten gerade an einem wichtigen Schriftstück. Ihr Partner hört laut Musik, singt und lacht dazu. Sie empfinden dies als störend.
In der effektiven, stimmigen und kongruenten Kommunikation sind Sie Ihrem Partner zugewandt und kommunizieren transparent, wie es Ihnen gerade geht: „Ich sehe und höre, dass Du gerade viel Spaß hast. Mir ist das gerade zu viel Ablenkung. Ich möchte mich gerne konzentrieren. Kannst Du die Musik leiser drehen oder Kopfhörer aufsetzen?“
Das Hauptmerkmal einer transparenten Botschaft ist, dass die Absicht hinter der Botschaft in der Kommunikation deutlich gemacht wird. Das Gegenüber kann aus den Worten darauf schließen, was der Sprecher/die Sprecherin von ihm/ihr möchte (vgl. Sachse, 2014). Dieses Wissen gibt – in diesem Fall – Ihrem Partner Entscheidungsspielräume: Ihr Partner kann entscheiden, ob er Ihnen das geben möchte, was sie wollen, oder ob er sich dafür entscheidet, Ihrer Absicht nicht zu entsprechend.
Eine vollständig transparente Botschaft räumt dem Gegenüber Entscheidungsspielräume und Freiheiten ein und kann ohne weiteren Aufwand entschlüsselt werden.
Jedoch werden Absichten in Gesprächen nicht immer klar und deutlich formuliert. Oftmals ist es schwer die konkreten Absichten des Gesprächspartners/der Gesprächspartnerin aus den Sätzen herauszulesen. Dies gestaltet sich besonders schwierig, wenn der Sprecher/die Sprecherin sich seiner/ihrer Absichten selbst nicht bewusst ist. Die Folge sind indirekte oder intransparente Botschaften. Diese Botschaften erschweren die Kommunikation. Es muss zwischen den Zeilen gelesen werden, um die „wahre“ Absicht des Gegenübers zu entschlüsseln (Sachse, 2014).
Botschaften, die „durch die Blume“ versendet werden, sind bereits nicht mehr vollständig transparent. Die Absicht in der Botschaft muss entschlüsselt werden. Es entsteht ein Interpretationsspielraum, dies kann bereits zu Missverständnissen führen. Jedoch sind indirekte Botschaften dadurch gekennzeichnet, dass der Sprecher/die Sprecherin die Botschaften so verschlüsselt, dass eine Entschlüsselung in den meisten Fällen ohne Probleme möglich ist.
Auf unser Beispiel bezogen, würden Sie Ihrem Partner möglicherweise sagen: „Weißt du, manche Menschen brauchen mehr Ruhe, um sich zu konzentrieren, andere weniger. Natürlich ist es schwer dies zu akzeptieren, wenn man gerade Spaß haben will …“
Ihre Absicht, dass Sie gerne hätten, dass die Musik leiser gestellt wird, wird nicht direkt genannt. Jedoch kann die Absicht ohne größere Schwierigkeiten aus dem Gesagten herausgelesen werden. Ihr Partner hat demnach – wenn er die Botschaft korrekt entschlüsselt – ebenso wie bei der transparenten Botschaft einen Entscheidungsspielraum.
Vielleicht sagen Sie zu Ihrem Partner aber auch: „Ich kann mich nicht konzentrieren!“ Hier wird es schon schwieriger die indirekte Botschaft richtig zu entschlüsseln. Es wird in diesem Fall nicht deutlich, ob Sie sich durch die Musik gestört fühlen oder ob Sie sich gerade nicht konzentrieren können, da Ihnen beispielsweise die Bearbeitung des Themas schwerfällt. Die Ursache wird nicht klar angesprochen, dies kann zu Missverständnissen führen.
Wird die Absicht einer Aussage bewusst getarnt, ist die Botschaft intransparent, also nicht durchschaubar. Der Sender/die Senderin der Botschaft möchte demnach nicht, dass die tatsächliche Absicht der Botschaft erkennbar wird. Diese Art der Kommunikation wird häufig verwendet, wenn der Sender/die Senderin nicht davon ausgeht, dass der Empfänger/die Empfängerin die Absichten, die hinter einer Botschaft stecken, erfüllen wird.
Sie glauben, dass ihr Partner die Musik nicht leiser machen will, wenn Sie ihn bitten. Nun können Sie auf verschiedene Weisen intransparent kommunizieren, Sie sagen beispielsweise:
Verstehen Sie mich nicht falsch. Alle diese Aussagen haben ihre Berechtigung, wenn die Absicht ist, dass Ihr Partner einkauft oder hilft. In der Situation jedoch, in der Sie möchten, dass Ihr Gegenüber die Musik leiser dreht und Sie dies nicht klar und deutlich kommunizieren, sondern ihn durch vorgeschobene Absichten „ablenken“, nehmen Sie ihm den Entscheidungsspielraum.
Ihr Gegenüber kann bei dieser Form der Kommunikation nicht frei entscheiden, ob er/sie entsprechend handelt oder nicht.
Intransparente Botschaften erfüllen häufig ihren Zweck. Die Absicht des Senders/der Senderin wird indirekt erfüllt. Jedoch bleibt beim Empfänger/bei der Empfängerin häufig ein Gefühl des Unwohlseins zurück, da er/sie spürt, dass hinter der Kommunikation noch etwas steckt, das nicht ausgesprochen wurde. Dies belastet die Beziehung zwischen den GesprächspartnerInnen langfristig.
Mögliche Störgefühle, die bei intransparenten Botschaften auftreten können:
Klar zu kommunizieren ist wichtig, denn so können wir uns Missverständnisse und Konflikte ersparen. Manchmal bedarf es Mut, denn mit der offenen, direkten Kommunikation müssen wir zu uns und unseren Bedürfnissen stehen, uns öffnen und unsere Gefühle verbalisieren. Zudem geben wir dem anderen die Freiheit, auf unsere Bedürfnisse einzugehen oder auch nicht und müssen den Mut und die Stärke aufbringen, die Entscheidung unseres Gegenübers zu akzeptieren.
Literaturverzeichnis
Sachse, R. (2014): Manipulation und Selbsttäuschung: Wie gestalte ich mir die Welt so, dass sie mir gefällt: Manipulationen nutzen und abwenden. Berlin: Springer-Verlag.
Viel Inhalt, kaum Werbung. Nur circa alle 6 Wochen.