Die Kraft der Neugier

Neugier, diese Eigenschaft wird meistens nur Kindern zugeschrieben. Wenn ein Neugeborenes neugierig seine Welt erkundet, wird dies von den Eltern nahezu immer mit Freude gesehen. Diese positive Konnotation der Neugierde wandelt sich jedoch, je älter wir werden. Ist die Zuschreibung „Du bist aber neugierig!“ im Kindesalter noch positiv zu bewerten, wird diese Eigenschaft im Erwachsenenalter nicht selten als negative Bewertung verwendet, um unhöfliches oder grenzüberschreitendes Verhalten zu beschreiben.

Inhaltsverzeichnis

Neugier – eine Definition

Neugier wird nach Wikipedia (2021) definiert als ein „auftretendes Verlangen, Neues zu erfahren und insbesondere, Verborgenes kennenzulernen.“ Das heißt: Neugier ist neutral betrachtet ein Zustand, in dem eine Person nach Wissen strebt, großes Interesse für neue Informationen zeigt und sich neue Fähigkeiten aneignet.

Jedoch gibt es auch eine negative Seite der Neugier, dies wird durch die Definition des Dudens (2022) deutlich: Neugier ist ein „Verlangen, Wunsch, etwas Neues zu erfahren, in Angelegenheiten, Bereiche einzudringen, die besonders andere Menschen und deren Privatleben betreffen.“

Diese Definition bezieht sich auf die emotionale, sensationslustige Ausprägung der Neugier, die im Gegensatz zur rationalen Wissensgewinnung steht. Zu leichteren Unterscheidung der beiden Ausprägungen wird die rationale Neugier auch häufig Wissbegierde genannt.

 

Die Entstehung kindlicher Neugier

Studien konnten belegen, dass neugieriges Verhalten bei Säuglingen bereits vor der Sprachentwicklung auftritt. Neugier ist daher ein Instinkt, der in jedem Menschen verankert ist und keine erworbene Charaktereigenschaft.
Die Neugier ist für Kinder ein regelrechter Entwicklungsmotor. Durch Beobachten und Ausprobieren erwerben die Kinder Wissen über ihre Umwelt, entwickeln aber auch spielerisch motorische, sprachliche und emotionale Fähigkeiten. Dies wird beispielsweise sichtbar, wenn Kinder im Sandkasten verschiedene Behälter mit Inhalt füllen und wieder entleeren.

Wie stark die Neugier bei Einzelnen auch im späteren Leben ausgeprägt ist, hängt jedoch stark von der Sozialisation, dem Erziehungsstil der Bezugspersonen sowie von kulturellen Gegebenheiten ab. Jedoch konnte eine Studie zu den wichtigsten Erziehungszielen von Eltern zeigen, dass nur zweidrittel der Bezugspersonen die Neugier als eine wichtige Eigenschaft sehen, die sie bei ihren Kindern fördern und fordern wollen. Weitere Studien konnten zeigen, dass die Neugier von Kindern mit der Dauer der Beschulung abnimmt.

 

 

Neugier als Zukunftskompetenz

Weiterentwicklung heißt für Unternehmen heutzutage, dass Krisen und unsichere Zeiten nicht nur „ausgestanden“ werden und der Betriebsalltag danach wie gewohnt weitergeht. Die Globalisierung und zunehmende Komplexität von Zusammenhängen erfordert eine rasche Anpassung an neue Gegebenheiten und Innovationen, die selbst in schwierigen Situationen auf den Weg gebracht werden.

       „Neugier ist die Triebkraft für neue Möglichkeiten.“ (Merck, 2021)

Aus genannten Gründen benötigen Unternehmen MitarbeiterInnen und Führungskräfte, die nach Innovationen streben und sich für ihre Aufgabe begeistern können und genau diese Eigenschaften bringen neugierige ArbeitnehmerInnen mit. Denn Neugier bringt MitarbeiterInnen dazu, Fragen zu stellen und damit bestehende Prozesse in Frage zu stellen. Zudem nehmen sich neugierige ArbeitnehmerInnen mehr Zeit, um über Probleme nachzudenken und kommen daher zu kreativeren Lösungen (Merck, 2021).

 

Neugier - der Schlüssel zur intrinsischen Motivation

„Intrinsische Motivation bedeutet ein in der Person liegendes Interesse, Neugier oder Werte, die diese dazu bewegen, etwas zu tun."
(Brandstätter, 2013)

Intrinsisch motiviert zu sein, heißt demnach, dass wir nicht aufgrund von äußeren Einflüssen, Erwartungen oder Angst handeln, sondern dass die Motivation zu handeln aus uns selbst kommt. Intrinsische Motivation ist der Antreiber, der uns zu Höchstleistungen antreibt und uns hilft weiterzumachen, auch wenn Probleme auftreten. ArbeitnehmerInnen, die intrinsisch motiviert sind, sind leistungsfähiger, kreativer, flexibler und zufriedener. Denn, es braucht echtes Interesse und Spaß an der Tätigkeit, um sich kreativ mit einer Thematik auseinanderzusetzen (Brandstätter, 2013).

 

Neugier und intrinsische Motivation fördern

Wie bereits dargestellt, ist die Neugier ein Instinkt. Unsere kindliche Neugier ist daher fest in uns verankert und kann nicht einfach verloren gehen, daher möchten wir im Folgenden zwei kleine Tipps und Tricks darstellen, die helfen sollen, Ihre eigene Neugier und damit auch Ihre intrinsische Motivation wieder zu erwecken.

 

Tipp 1: Reflexion am Morgen

Stellen Sie sich jeden Morgen, bevor Sie mit der Arbeit beginnen, die folgenden Fragen und notieren Sie die Antworten:
• Auf welche Tätigkeit oder welches Thema bin ich heute neugierig?
• Welche Tätigkeit nehme ich tagtäglich als selbstverständlich hin, die ich heute hinterfragen möchte?

 

Tipp 2: "Warum?"-Fragen

Stellen Sie sich im Lauf des Tages zwei bis drei „Warum?“-Fragen und notieren Sie Ihre Antwort.
Beispielsweise hetzen Sie gerade durch das Gebäude, um noch pünktlich zum Meeting zu kommen. Vor dem Raum stellen Sie sich die Frage: „Warum hetzte ich gerade durch das Gebäude, um pünktlich zu dem Meeting zu kommen?“

Mögliche Antworten:
• „Weil mir das Meeting nicht wichtig ist und ich daher immer zu spät losgehe.“
• „Weil mein vorheriger Termin immer länger geht. Trotzdem möchte ich pünktlich sein, da mir Pünktlichkeit wichtig ist.“
• „Weil ich immer zu wenig Zeit für den Weg einplane.“

Kennen Sie die Antwort auf Ihre „Warum?“-Frage, fällt es Ihnen sicher nicht schwer, kleine Veränderungen in Ihrem Arbeitsalltag vorzunehmen. Zudem werden Sie merken, dass diese kleinen Anpassungen zu weiteren Veränderungen führen, die nicht nur Ihren Arbeitsalltag erleichtern und verschönern, sondern die viel größer sind, als ursprünglich angenommen.

 

Literaturverzeichnis
Brandstätter, V. (2013): Motivation und Emotion: Allgemeine Psychologie für den Bachelor. Berlin: Springer Verlag.
Dudenredaktion (2022): „Neugier“ auf Duden online. Online verfügbar unter: https://www.duden.de/recht-schreibung/Neugier [01.03.2022].
Merck (2021): Neugier-Studie 2020. Online verfügbar unter: https://www.merckgroup.com/de/news/2020-state-of-curiosity-report-28-01-2021.html [01.03.2022].
Wikipedia (2021): Neugier. Online verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Neugier [01.03.2022]

Ihnen gefällt dieser Beitrag, dann teilen Sie ihn doch auf...

Share on facebook
Share on linkedin
Share on twitter
Share on whatsapp
Share on pinterest

Diese Beiträge könnten Ihnen auch gefallen:

Wie Sie den richtigen Ton treffen
Kommunikation ist weit mehr als die Worte, die wir sprechen. Wenn wir etwas sagen, senden wir Botschaften auf verschiedenen Ebenen. Mithilfe des Tonfalls können wir die Bedeutung einer Nachricht betonen und Emotionen vermitteln. Treffen wir hingegen nicht den richtigen Tonfall kann dies zu Missverständnissen und Kommunikationsproblemen führen.
25. März 2024
Professionelle Nähe und Professionelle Distanz
Was ist Nähe und wo beginnt eine professionelle Distanz? Schon durch diese zwei Fragen wird klar, dass Abgrenzung einfacher gesagt als getan ist. Häufig sind die einzigen Strategien, die uns von KollegInnen und Führungskräften an die Hand gegeben werden, gute Ratschläge oder pauschalisierte Aussagen. Doch allgemeingültige Aussagen werden der Komplexität der Thematik nicht gerecht ...
29. Januar 2024
Kreativität – der Weg zu neuen Denk- und Lösungsansätzen
Die meisten Menschen verbinden Kreativität mit KünstlerInnen. Kreativität beschränkt sich jedoch nicht nur auf Malen, Schauspielerei oder Bildhauerei. Kreativität wird überall dort gebraucht, wo es darum geht, neue Wege, neue Lösungen und neue Ideen zu finden. Deshalb ist Kreativität in fast allen Bereichen unseres Lebens nutzbringend ...
30. Oktober 2023
Umgang mit Informationen
Wir sind ständig von Informationen umgeben. Wir sprechen mit KollegInnen, lesen Nachrichten, schauen uns die Werbung in der U-Bahn an, scrollen durch Social Media, ... Im Alltag ist unser Gehirn dauerhaft mit Reizen konfrontiert. Doch wie nehmen wir diese auf und welche Auswirkungen haben diese auf unser Gehirn und unsere Leistungsfähigkeit?
11. September 2023
Stimmig klingen
Die menschliche Stimme ist das wohl ausdruckstärkste Mittel, das uns in der Kommunikation zur Verfügung steht. Denn, der Klang unserer Stimme spricht Bände über unsere aktuelle Stimmung und noch viel wichtiger, über die Gefühle, die wir unseren Mitmenschen gegenüber hegen. Durch unsere Stimme drücken wir unsere Persönlichkeit aus: Sie ist unsere klingende Visitenkarte ...
31. Juli 2023
Gewohnheiten verändern
Natürlich wissen wir, dass es gesünder wäre, in der Pause einen Spaziergang zu machen, als noch eine Tasse Kaffee mit unseren KollegInnen zu trinken, tun es aber trotzdem nicht. Wir wissen oftmals, was langfristig die klügere Entscheidung wäre und können uns doch nicht dazu aufraffen. Woran liegt das und warum fällt es uns manchmal so schwer, uns selbst zu überwinden ...
12. Juni 2023

Newsletter-Eintragung

Viel Inhalt, kaum Werbung. Nur circa alle 6 Wochen.